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Update 20.03.2022

Ihr Lieben,

Drei Wochen sind wir jetzt schon hier. Drei Wochen, die sich wie drei Monate anfühlen. Täglich arbeiten wir zwischen 16 & 18 Stunden. Schlafen schlecht und zu wenig. Es ist bei bis zu -15°C bitterkalt. Seit wir hier sind, mussten wir bereits sechs mal die Unterkunft wechseln. Fast alle Hotels sind an Geflüchtete oder NGO Mitarbeiter vergeben.

Drei Wochen voller Entbehrungen, extremer körperlicher und mentaler Anstrengung, ein stetiges auf und ab. Oftmals werden unsere ethischen Grundeinstellungen in Frage gestellt. Alles ist anders. Es ist Krieg. Nichts ist so, wie es einmal war.

Tag für Tag, teils Stunde für Stunde, werden wir mit neuen Situationen und veränderten Gegebenheiten konfrontiert.

Der permanente Stress, die richtige Entscheidung zu treffen. Dazu die enorme Anspannung, in eine Kriegsregion zu fahren. Orte an denen wir arbeiten, werden und wurden durch Luftangriffe penetriert. Was uns dazu zwingt, immer wieder unsere Pläne zu ändern.

Was uns aber nicht daran hindert, Menschen in Not, so gut wir können, zu unterstützen. Menschen, denen es noch viel schlechter geht als uns. Menschen, die alles entbehren, vielleicht angehörige und Menschen, die sie lieben, verloren haben.

Menschen, die von der russischen Armee eingeschlossen sind und täglichem Artilleriefeuer ausgesetzt sind. Teils die Versorgung komplett zusammengebrochen ist und über banale Dinge, die für uns hier selbstverständlich sind, nicht mehr verfügen. Fließendes, warmes Wasser, eine Dusche, Netflix, eine warme Mahlzeit oder ein wärmendes Bett, gibt es für tausende Menschen nicht mehr.

Während unserer Arbeit vor Ort, sind wir, wie wir es immer sind, mit vielen betroffenen Menschen im direkten Kontakt. Wenn uns geschenkt wird, dass wir die Menschen in ihrem privaten Umfeld besuchen dürfen, wird uns ein Butterbrot angeboten. Ein Butterbrot! Voller Liebe und Gastfreundschaft!

Die Zeit die wir hier sind, hat uns an unsere Grenzen gebracht. Mental und körperlich. Hat uns verändert. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Nicht für uns, nicht für die Welt und schon gar nicht für die Menschen in der Ukraine.

Halbzeit? Ja, vielleicht. Wir brauchen dringend eine Pause. Wir haben unser Limit ausgeschöpft. Deshalb werden meine wunderbare Kollegin, die Caro von LandsAid e.V., mit der ich die letzten drei Wochen 24/7 verbringen und alles Freud und Leid teilen durfte und ich, Markus 3 Musketiere Reutlingen e.V. - Für Menschen in Not morgen nachhause fliegen, neue Kräfte tanken, Gedanken sortieren und in ca. einer Woche hierher zurückkehren.


Drei Wochen, in denen wir unglaublich viel erreicht haben.

  • Wir haben zwei Lager mit insgesamt 1000m2 angemietet. Eins davon beheizt um empfindliche Medizin lagern zu können.

  • Haben über 80 Tonnen Hilfsgüter empfangen, disponiert und davon ca. 60 Tonnen in die Ukraine gebracht.

  • Wir haben ein Netzwerk aufgebaut und Kontakte geknüpft

  • Sind offiziell von der Ukrainischen Administration akkreditiert und dürfen uns innerhalb der Ukraine frei bewegen

  • Wir haben 18.000 warme Mahlzeiten distribuiert

  • Unterstützen permanent eine kleine Unterkunft mit ca. 80 Frauen und Kinder

  • Sind im regelmäßigen Kontakt mit mehreren Institutionen in Lviv und Umgebung. Darunter bspw. ein Kinderkrankenhaus, eine Reha Einrichtung für Menschen mit Querschnittslähmung oder eine kardiologische Klinik in Lviv.

  • Wir beliefern das Humanitarian Aid Center mit wichtigen Hilfsgütern

  • Haben eine Logistik Flotte mit insgesamt 4 Fahrzeugen aufgebaut

  • Und ein Volunteer Team, darunter eine Anstellung, mit fünf jungen Menschen aus der Ukraine aufgebaut

  • Endlich sogar eine langfristige Unterkunft für uns und das Team angemietet und als „Headquarter“ eingerichtet

  • Und viele, viel kleine Dinge mehr.


Jetzt ist Zeit für eine Pause und wir sind unheimlich froh und dankbar, dass Tom und Katy vom Frankenkonvoi gestern angekommen sind und uns als Koordinatoren Team ablösen werden. Ebenso schön ist, dass Marion und Marion (M&M) uns als Volunteers im Warehouse unterstützen werden und ebenfalls gestern eingetroffen sind.


Bleibt stark und passt auf Euch auf Ihr Lieben.

Wir sind bald zurück.

Seid beruhigt

Eure Musketiere



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